Fünf Thesen zum Erfolg und zur gewaltpräventiven Wirkung von buntkicktgut!
Die präventive Wirkung von buntkicktgut ist unter Pädagogen, Sozialarbeitern, Jugendpolizei, Justiz mittlerweile unbestritten. Da allerdings noch immer keine fundierte Untersuchung existiert und die Messbarkeit einer präventiven Wirkung von einzelnen Elementen und Instrumenten im Allgemeinen und bei buntkicktgut im Speziellen auf operationale Schwierigkeiten stößt, lassen sich die vermuteten Mechanismen der Prävention am Besten als Thesen formulieren und darstellen. Jede These impliziert gleichsam eine potentielle Ursache von Gewalt und stellt die implementierte Maßnahme bzw. ein zentrales konzeptionelles Element innerhalb des Projektes vor.
1. Wettbewerb und Wettbewerbsmodus
Der sportliche Wettkampf der Mannschaften ist zentrales Element der Straßenfußballliga. Kinder lernen ihre Aggressionen und gruppenbezogenen Kämpfe auf dem Platz konstruktiv und durch körperliche Leistung zu kompensieren. Durch das absolut akzeptierte Regelwerk wird gleichzeitig soziales Verhalten, Fairness und Gruppenfähigkeit geschult.
2. Identität, Identifizierung, Integration
Die Phase der Identitätsfindung ist in der heutigen Gesellschaft erschwert. Eine Vielzahl von Lebensformen, Medieneinflüssen und Wertvorstellungen provozieren Entscheidungs- und Orientierungsprobleme. Die Identifikation mit einer Gruppe, wo das Individuum wieder „Teil eines Ganzen“ ist, schafft Identität und Sicherheit in dieser Zerrissenheit, stabilisiert das aus den erwähnten Gründen nicht sehr ausgeprägte Selbstwertgefühl. Kriminelle und gewaltprovozierende Energien werden durch das Fußballspielen abgeschwächt.
3. Kommunikation im interkulturellen Kontext
Die Durchführung eines kontinuierlichen Ligabetriebs mit bis zu fünf Spieltagen pro Woche verlangt ein ständiges Kommunizieren zwischen allen Beteiligten. Die Kommunikation zu und zwischen den Teams stellt gleichzeitig eine der wichtigsten gewaltreduzierenden Komponenten dar, erzeugt und pflegt eine persönliche Nähe zur Liga. Gerade Kinder und Jugendliche, die aus bildungs- und kommunikationsarmen Familienverhältnissen stammen, erfahren bei buntkicktgut neue Möglichkeiten sich auszutauschen ohne sich ihrer verbalen Kommunikationsschwäche schämen zu müssen.
4. Peer-Group und „Alpha-Team“
Kinder und vor allem Jugendliche sind primär peergroup-bezogen, d.h. sie leben und bewegen sich in ihrer Altersgruppe. Dort finden die Jugendlichen das, was sie in anderen formellen Gruppenbeziehungen vermissen, nämlich gleiche Interessen, Verständnis und Wertschätzung. Aus diesem Verständnis heraus besitzt ein Fußballteam Gleichaltriger einen hohen Attraktivitätswert, der zugleich ein besonders wertvolles soziales Lernfeld darstellt. Gerade Kinder und Jugendliche, die sich gegen jede Art von Normen und Regeln stellen, können durch einen Mannschaftssport lernen, sich mit den anderen Gruppenmitgliedern auseinanderzusetzen.
Mit der Pflege eines „Alpha-Teams“, eines erfolgreichen Gewinnerteams, das Herausforderung und Vorbild gleichzeitig sein soll („Harras Bulls“, „Fredl Fighters“), wird zudem eine wichtige Orientierungsmarke für den Gruppenbildungsprozess anderer Teams gesetzt.
5. Strukturierte Partizipation
Allen Partizipationsinstrumenten ist gleich, dass sie auf eine Stärkung des Selbstvertrauens der Jugendlichen mittels Übergabe von Verantwortung und einem ressourcenorientierten Arbeiten, d.h. Fördern der Stärken des Kindes und nicht primär eines Ausmerzen der Fehler, abzielen. Ferner lernen die Kinder durch die drei präventiven Instrumente fachliche und soziale Schlüsselqualifikationen, die sie außerhalb des Projektes ebenfalls anwenden lernen. Somit werden sie sicherer im Umgang mit sich selber, lernen ihre Stärken kennen, forcieren diese und Aggressionen und somit Gewalt, die sich aus individuellen Unsicherheiten und Insuffizienzgefühlen ergeben, werden abgeschwächt.
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